Kritik an den Stickoxidgrenzwerten: populistische Stimmungsmache - Interview mit Prof. Dieter Köhler (RNZ 24.1.2019)
26.1.2019 Joachim Guillard
Wenn etwas dem eigenen Interesse entgegen kommt, wird es leicht geglaubt und der Protagonist schnell zum "Experten" - so offensichtlich auch Prof. Köhler. Doch ist ein Facharzt für Lungenerkrankungen noch lange kein Epidemiologe, also ein Wissenschaftler der die Auswirkungen von Risikofaktoren auf die Gesundheit einer Bevölkerung erforscht. Wenn er z.B. behauptet, er habe noch keinen Toten gesehen, der an Stickoxiden starb, so hat er entweder keinerlei Ahnung oder versucht populistisch Stimmung zu machen.
Denn genauso wenig hat er jemanden gesehen der definitiv am Rauchen oder Fettleibigkeit gestorben ist. (Ein Herzinfarkt, der durch Feinstaub ausgelöst wurde, sieht exakt gleich aus wie jeder andere Herzinfarkt.)
Es handelt sich stets um Faktoren, die das Risiko von Erkrankungen erhöhen, die nur statistisch erfasst werden können. Erkrankungen basieren meist auf mehreren Faktoren,
Wer, wie Klaus Welzel die Kerze ins Feld führt, durch die allein schon der Grenzwert in einem Zimmer überschritten wird, hat nicht verstanden, dass es sich bei diesen um Jahresdurchschnittswerte handelt. Sie richten sich auch nicht nach der Wirkung auf Gesunde, sondern nach den Gefahren für Menschen mit entsprechenden Krankheiten, Schwangere etc.
Angeblich gebe es keine aktuellen Studien sagt "Experte" Köhler. Tatsächlich kommen alle paar Wochen neue Studien heraus und ist die wissenschaftliche Evidenz in den letzten 30 Jahren enorm gestiegen, wie Professor Nino Künzli, Vizedirektor des Schweizer Instituts für Tropenmedizin und öffentliche Gesundheit kürzlich dem DLF erläuterte.
Stickoxide sind auch ein Indikator für diverse andere Luftschadstoffe, incl. Feinstaub. Laut der europaweiten ESCAPE-Studie, bei der 300.000 Probanden einbezogen wurden, führt bereits eine Zunahme des durchschnittlichen Feinstaubgehaltes der Luft um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter, zu einer statistisch signifikanten Zunahme der Sterblichkeit um sieben Prozent.
Ohnehin ist die übliche Herangehensweise völlig verfehlt, dass die Gefährlichkeit bestimmter Mengen an Schadstoffen oder Strahlung zweifelsfrei nachgewiesen werden müsse, bevor Beschränkungen und Verbote erlassen werden könnten. Vielmehr sollten stets die Verursacher nachweisen müssen, dass die von ihnen freigesetzten Mengen zweifelsfrei absolut ungefährlich sind, bevor sie zugelassen werden.