Bündnis Bürgerbeteiligung Masterplan INF: Kommentar zu den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung Planungsstufe 3

Eine kleine Zeitreise. - Wir befinden uns im Jahr 1960. Die Gärtner, die das Neuenheimer Feld bewirtschaften, werden enteignet – Platz da für die Universität! 1970 der nächste Schritt, noch mehr Platz für die Universität, es geht tief in das Handschuhsheimer Feld hinein. Umfangreiche Straßen- und Brückenplanungen sollen autogerecht den Zugang schaffen.

Die Maßnahmen im Handschuhsheimer Feld wurden nicht vollendet. Flächen ruhen, Straßen- und Brückenbau ist nicht ausgeführt. Die Welt verändert sich, Natur- und Landschaftsschutz entsteht, der Klimawandel manifestiert sich.

Wir befinden uns im Jahr 2017. Erneut fordert die Universität Flächen, erneut im Handschuhsheimer Feld, erneut soll Straßen- und Brückenbau kommen. Die alten Pläne werden aktiviert. Ein 60ties und 70ties Revival! 50 Jahre und kein bisschen weiter, kein bisschen weiser?

Das Flächenwachstum der Universität hat Wundersames an sich:

20 – 30% Zuwachs hieß es zu Beginn des Masterplanverfahrens ab 2015, auf der 1. Forumssitzung im Mai 2018 öffnete sich die Büchse der Pandora und es waren ca. 100 % Zuwachs. 800 000 oder 818 000 qm BGF, je nach Schreibweise und Lesart, sollten es sein. Den Nachweis des Bedarfes schuldet die Universität bis heute. Aber nicht genug, schon ein Jahr später wird aus der BGF plötzlich die GF und vereinzelten Teams wird nahegelegt, über die Beschlussmenge deutlich hinauszugehen, zum Nachteil anderer. Das Vexierspiel mit BGF und GF gereicht den Projektträgern nicht zur Ehre, wird aber munter fortgeführt. Eine Nachfrage im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss, jetzt sind wir schon im Juli 2020, bringt ans Licht: Das Land hat immer und nur von BGF gesprochen! Also was jetzt – BGF oder GF? In der Summe macht es einen großen Unterschied und wer ihn nicht begreift, sagt nein, diese hat die Bedingungen nicht erfüllt – oder war es jener?

Schauen wir weiter - und noch einmal zurück – lang ist es her, da erzählte uns Bernd Müller, stets Leiter des Amtes Vermögen und Bau, von 2,36 Millionen qm in der Zukunft, Gesamtflächen für die Universität, also 2,7mal mehr als der Bestand Ende 2016. Und heute stellt uns das Team Astoc genau oder fast genau diese Fläche wieder vor, 2,35 Millionen bis 2050. Nur Zufall?

Vom gut nachvollziehbaren Wunsch der Erweiterung hin zu einer sich selbstverstetigenden Forderung – diesem Eindruck wollte das Forum schon 2018 begegnen: Der Wachstumswunsch (!) von zusätzlichen 800 000 qm BGF kann keine starre Vorgabe sein. Es soll ermittelt werden, welches Wachstum im Neuenheimer Feld noch möglich ist. Bürgermeister Jürgen Odszuk stellte klar, dass alles was nicht auf dem Campus untergebracht werden kann, im restlichen Stadtgebiet unterkommen müsse. So sehe es der Gemeinderat vor.

Und es ist auch das Anliegen und die Aufgabe der Bürgerbeteiligung, ergebnisoffen unter Einbeziehung der Akteure der Universität eine räumliche Entwicklung zu ermöglichen. Ganz im Sinne der Übereinkunft aus dem 1. Forum und aller Gemeinderatsbeschlüsse hat das Team Höger seine Planungen hierauf abgestellt. Das Ergebnis aus der Bürgerbeteiligung, aus dem Planungsatelier 3. Stufe, anerkennt diese klare Haltung.

Es war das Team Höger und nicht das Team Astoc, das eindeutig favorisiert wurde, und zwar über alle vier Themenbereiche hinweg. Dies, obwohl die Projektträger, anders als die Bürgerschaft, immer doppelten Einfluss nehmen können. Das Entgegenkommen des Teams Astoc, ihr bereitwilliger Rückgriff auf und in die Vergangenheit, empfahl sie den Projektträgern. Das ist verständlich. Dann aber das Team Höger in die unteren Ränge zu verweisen, zeigt auch, wie gering von den Projektträgern die Empfehlungen der Bürgerbeteiligung geschätzt werden. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer federführend die Konsolidierungsphase bestimmt, der arbeitet auch den Masterplan aus. So heißt es jetzt „and the winner is“ und das ist nun mal nicht das Team Astoc.

In Handschuhsheim geht es um den Schutz des Handschuhsheimer Feldes.

Unsere Ackerflächen werden kontinuierlich versiegelt, über Generationen hinweg vorab bestimmt durch Festlegungen, die keinem Landwirt mehr eine sichere Zukunft für seinen Betrieb ermöglichen.

Es gab eine Veranstaltung „Spitzenforschung gegen Spitzengemüse“ und als Fazit, beides darf nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dies bekräftigte ein Gemeinderatsbeschluss v. 24.7.2018 zu Gartenbau und Landwirtschaft und zu diesem stehen wir.

Das einzige Team, das dieses verstanden hat und respektiert, ist das Team Höger. Trotzdem gelingt es ihm, den geforderten Zuwachs unterzubringen, schafft sogar den höchsten Anteil an Wohnraum auf dem Campus selber und dies bei der geringsten Baudichte. Das bislang vorgelegte Verkehrskonzept ist vernünftig und, vor allem, realisierbar, teils auch in kleinen, bezahlbaren Schritten.

Kommentar der Sprecherin des Bündnisses Bürgerbeteiligung Masterplan INF im Bezirksbeirat Handschuhsheim 23.6.2020
Birgit Müller  
https://buendnis-masterplan.de/


 

 

 

 

 

 

 

19.07.2020 - 20:00