BBIWS: Heidelberg: Beteiligungsprojekt "Waldwende Jetzt!"

Stellvertretend für eine ähnliche Entwicklung in zahlreichen bundesweiten Waldbürgerinitiativen berichten wir hier über die aktuelle PM des Aktionsbündnisses zum Erhalt des Mühltalwaldes. Da viele Bürgerbemühungen konsequent durch die Forstwirtschaft umgangen oder ignoriert werden, zeigt sich die absolute Notwendigkeit einer Gesetzesänderung zum Schutz der Wälder auf EU-, Bundes- und Länderebene,
die wir als BBIWS in 2022 weiter und noch detaillierter fordern werden.  [bild: BBIWS]

Seit über einem Jahr versucht das „Aktionsbündnis zum Erhalt des Mühltalwaldes“ den Holzeinschlag im Handschuhsheimer Wald zu stoppen. Es gab mehrere Veranstaltungen, Treffen und Gespräche mit Verantwortlichen, aber nichts Wesentliches ist in der Zwischenzeit erreicht worden. Mit dem Forstamtsleiter wurde vereinbart, Buchen nicht zu fällen, weil diese Baumart zusammen mit Eiche, Eibe und Stechpalme die natürliche Waldgesellschaft an diesem Standort bildet.

Entgegen der Forderungen des Aktionsbündnisses wird der Holzeinschlag aber fortgesetzt, nur eben zwei Waldstraßen höher als das ursprünglich markierte Gebiet.

Offiziell hat der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg im Jahr 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Im Zuge dessen hat sich Heidelberg verpflichtet, sofort und langfristig orientiert zu handeln, damit die Klimaschutzziele erreicht werden können.

Diesem selbst auferlegten Anspruch laufen die derzeitigen forstlichen Maßnahmen im Mühltal diametral entgegen. Der Wald wird aufgelichtet. Dadurch wird seine Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels  herabgesetzt. Die vielfältigen Waldfunktionen werden geschwächt: Kohlenstoffspeicherung, Kühlung städtischer Wärmeinseln, Trinkwasserschutz, Hochwasserschutz, Rückzugsraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und Naherholung.

Das Klimagas Kohlendioxid wird nicht nur bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe, sonder gerade auch durch die Verbrennung von Holz freigesetzt. Der Begriff der "Nachhaltigkeit" der Holzverbrennung ist deshalb schon lange überholt. Entsprechend wäre es eine dringende Maßnahme, weniger Holz einzuschlagen und es vor allem nicht zu verbrennen, da momentan die Hälfte des gefällten Buchenholzes auf diese Art thermisch genutzt wird.

Der Wald (Bäume, Boden, Totholz) speichert um so mehr Kohlenstoff, je älter und naturnäher er ist. Der gut gemeinte Ansatz, im Stadtgebiet "Klimawäldchen" zu schaffen wird durch die gängige forstliche Praxis im Mühltal konterkariert. Während für die Anpflanzung eines einzelnen Klimawäldchens Kosten von 150 000 Euro veranschlagt werden, wird im bereits bestehenden Wald massiv eingeschlagen und dadurch seine Klimaschutzfunktion entwertet. Noch dazu: für die Holzernte entstand im vergangenen Jahr ein Defizit von 800 000 Euro.

Das vom Aktionsbündnis initiierte Beteiligungsprojekt steht deshalb in Frage. Nicht alle Vereinbarungen zwischen Forstamt und Aktionsbündnis wurden durch den Forstbetrieb eingehalten. Das Ziel des Beteiligungsprojekts war es, neben dem Schutz der Buche den Wald durch die Verbringung von Totholz in einen ausgehagerten Buchenbestand auf einer Fläche aufzuwerten. Desweiteren sollten Buchen-, Eichen- und Kastanienwildlinge in besagtem Gebiet gepflanzt werden. Diese Maßnahme macht aus unserer Sicht aber nur Sinn, wenn der Bestand im Mühltal im Ganzen langfristig geschützt wird. Unsere Beteiligung knüpfen wir daher an die feste Zusage, dass alle Laubholzbestände im Mühltal dauerhaft vor Durchforstungen geschützt werden.

Das Aktionsbündnis wird seine Aktivitäten auf den gesamten Heidelberger Stadtwald ausweiten, da Klimawandel nicht an Stadteilgrenzen halt macht. Unsere Forderungen für den Stadtwald sind:

- die Stilllegung von 10 % der Waldfläche (Prozessschutzflächen) im Sinne der Biodiversitätsstrategie des Bundes und des Landes Baden-Württemberg

- ein Moratorium der Laubholzeinschläge über einen Zeitraum von 30 Jahren, denn dieser Zeitraum wird benötigt, um eine optimale Kohlenstoffbevorratung herzustellen

- eine drastische Einschränkung von der Produktion kurzlebiger Holzprodukte für Brennholz, Zellstoff und Papier

- die Sicherung der Trinkwasserressourcen nach Qualität und Quantität

Der Wald soll auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Aktionsbündnis zum Erhalt des Mühltalwalds,
Heidelberg, 26.01.2022

Hierzu auch:

https://www.bundesbuergerinitiative-waldschutz.de/aktuelles/

 

31.01.2022 - 11:45